Ein im oberpfälzischen Vilseck bestehendes jüdisches DP-Camp sollte im Frühjahr 1948 geschlossen werden. Doch zum Stichtag 1. Januar 1948 lebten dort noch rund 1.700 Menschen, darunter ca. 600 Kinder. Da nicht alle DPs die Möglichkeit zur sofortigen Emigration hatten, wurde deshalb ab April 1948 mit der Umsiedlung der Bewohner ins unterfränkische Giebelstadt (bei Würzburg) begonnen. Hier war zwischenzeitlich ein neues DP-Camp für Holocaust-Überlebende entstanden. Weil sich zu diesem Zeitpunkt die jüdische Selbstverwaltung in Bamberg bereits im Prozess der Auflösung befand, wurde das Camp Giebelstadt der jüdischen Regionalverwaltung Frankfurt unterstellt.
Das Jüdische Komitee Giebelstadt unterhielt beispielsweise einen Kindergarten, einen Theatersaal, eine Berufsschule sowie eine Bibliothek. Die medizinische Versorgung übernahm das „Medical-Department“ unter Leitung von Dr. Hirsch, für die Sicherheit sorgte die eigene Lagerpolizei.
Vom Frühjahr 1948 bis zum Sommer 1949 lebten im unterfränkischen Camp knapp 1.700 Männer, Frauen und Kinder und warteten auf die Übersiedlung nach Israel, Kanada, Australien oder in die USA.
Dieses Kapitel der Nachkriegsgeschichte war bislang nicht dokumentiert.
Mit Unterstützung der Marktgemeinde Giebelstadt und des Bezirks Unterfranken konnte die Publikation von Jim G. Tobias „Zu Pessach nach Unterfranken“ – Das jüdische DP-Camp Giebelstadt 1948-49 realisiert werden.