Zwischen 1933 und 1939 emigrierten knapp 400 Juden und Jüdinnen von Nürnberg nach Palästina. Eine ganze Reihe anderer Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde waren schon zuvor ins Heilige Land ausgewandert. Denn Franken war bereits während der Weimarer Republik das Zentrum des deutschen Antisemitismus. Schon 1923 wurden Juden in Nürnberg auf offener Straße überfallen und ab 1926 organisierte die Nürnberger NSDAP den wirtschaftlichen Boykott jüdischer Geschäfte. So war vielen der hiesigen Juden frühzeitig klar, dass ihre Zukunft nicht in Franken, sondern in Palästina lag.
Wir haben achtunddreißig ehemalige Nürnberger Juden und Jüdinnen in Israel besucht und eingehend interviewt. Ergebnis dieser Arbeit ist die Dokumentation von äußerst spannenden und höchst unterschiedlichen Lebenswegen.
Von einer Knesset-Abgeordneten bis zum Besitzer des ersten Würstchenstandes in Tel Aviv, von einem international renommierten Fotografen bis zur Hühnerzüchterin, von der Kibbuz-Winzerin bis zur Gründerin des größten Möbelgeschäftes reicht die Bandbreite der Berufe. Ebenso verschieden sind die politischen Anschauungen, die nach so langer Zeit immer noch im fränkischen Dialekt vorgetragen wurden.
Obwohl zahlreiche Publikationen zum Thema „Jeckes“ (Deutsche Juden in Israel) vorliegen, enthält das Buch von Peter Zinke Flucht nach Palästina. Lebenswege Nürnberger Juden viele unbekannte Details und faszinierende Lebensstationen. Die ausführlichen Gespräche mit den Zeitzeugen sowie historisches Fotomaterial bilden das Gerüst. Aufsätze zu dem Thema Zionismus in Nürnberg oder Antisemitismus während der Weimarer Republik in der Region Nürnberg runden die Publikation ab.
Dieses Projekt wurde durch die ERTOMIS-Stiftung, Wuppertal gefördert.
Gedruckt mit Unterstützung der Kost-Pocher’schen Stiftung Nürnberg und der
Zum Thema „Antisemitismus in Nürnberg während der Weimarer Republik“ fanden sich im Rahmen der Recherchen und Forschungen zum Thema „Jeckes“ so viele unbekannte Dokumente, dass ihre Veröffentlichung den Rahmen dieses Buches gesprengt hätte. Deshalb wurde das Projekt Antisemitismus in Franken während der Weimarer Republik entwickelt.
Einen Einblick ermöglicht auch die TV-Dokumentation „Fluchtpunkt Palästina“, die das Institut in Zusammenarbeit mit der Medienwerkstatt Franken realisiert hat.