TV-Portrait Eisemann und Einstein

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Kurt Eisemann auf dem Campus der San Diego State University (Foto: nurinst-archiv)

Kurt Eisemann wurde als Sohn des jüdischen Arztes Dr. Lazarus Eisemann und seiner Frau Lina 1923 in Nürnberg geboren. Neben seiner Tätigkeit als niedergelassener Allgemeinmediziner engagierte sich Vater Lazarus Eisemann ehrenamtlich im Wohltätigkeitsverein der jüdisch-orthodoxen Religionsgemeinschaft Adas Israel.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war Dr. Eisemann gezwungen, die seit Anfang der 1920er Jahre bestehende Arztpraxis zu schließen. Mit seiner Frau und den Kindern flüchtete er aus der Stadt der Reichsparteitage, zunächst nach Frankreich und später nach Palästina. Obwohl Lazarus Eisemann in Jerusalem wieder eine Praxis eröffnen konnte, reichten die Einkünfte nur knapp zum Überleben. Der Wunsch von Kurt, eine höhere Schule zu besuchen, war nicht zu finanzieren. Deshalb verließ er im Alter von 24 Jahren Palästina und gelangte über einen Zwischenaufenthalt in England in die USA. Schon in seiner Jugend hatte er sich intensiv mit Fragen der Physik und Mathematik auseinandergesetzt.

Kurt Eisemann im Lesesaal der New York Public Library
Kurt Eisemann im Lesesaal der New York Public Library (Foto/Repro: Eisemann/nurinst-archiv)

Durch Zufall wurde Albert Einstein auf den klugen und selbstbewussten jungen Mann aufmerksam. Der berühmte Wissenschaftler setzte sich für ihn ein, wovon eine Reihe persönlicher Briefe zeugen, und Kurt durfte – obwohl er kein Abitur vorweisen konnte – an der Yeshiva University, New York, studieren. Seinen Abschluss machte Kurt Eisemann mit “summa cum laude” und erhielt zusätzlich eine Auszeichnung für “Excellence in Mathematics”. Die Zeitung Jewish Examiner titelte daraufhin überschwänglich: “Embryo Einstein graduates in 2 years”.

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Kurt Eisemann im Gespräch mit Mathematikprofessor Jekuthiel Ginsburg, Yeshiva University, und Albert Einstein (Foto/Repro: Eisemann/nurinst-archiv)

Ein wohlhabender Freund Albert Einsteins, der den jungen Mann schon zuvor unterstützt hatte, förderte auch sein Studium am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Kurt Eisemann ging seinen Weg. Er erwarb den Doktortitel an der Harvard University und lehrte später als Mathematik-Professor an Universitäten in Washington D.C., Boston, Kansas City und San Diego. Dr. Kurt Eisemann unterrichtete bis 1992. Der über 90-Jährige lebt heute in San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien.

Die Geschichte der Familie Eisemann und insbesondere des Sohns Kurt steht exemplarisch für viele von den Nationalsozialisten vertriebene jüdische Deutsche. Mit der Flucht dieser Menschen verlor nicht nur die Stadt Nürnberg immenses Wissen und Kompetenz, das an anderer Stelle zum Blühen kam.

In dem TV-Feature erzählt Kurt Eisemann über seine Jugend in Nürnberg, die Flucht nach Palästina und seine außergewöhnliche Karriere in den USA. Das 15-minütige Porträt wurde im März 2013 auf dem Sendeplatz der Medienwerkstatt Franken im Franken Fernsehen ausgestrahlt und kann in unserer Mediathek angesehen werden.

Mit freundlicher Unterstützung von A. & G. Peters und der Kost Pocher’schen Stiftung Nürnberg.